Die im Dunkeln sieht man nicht Architekturvermittlung, Krititk, Sprache - und Krise
„Wie steht es um die Kritik? Ist nicht die Krise der Kritik so alt wie die Kritik selbst?“, diese Fragen stellt der Architekt Michael Gebhard in dem
jngst erschienenen Buch „Kritik der Kritik“ elf Architekturkritikern. Er ist nicht der Einzige – und er hat recht: Der Ruf nach einer Debatte über Kritik, Krise und ihr propagiertes Ende ist ein wahrer „Evergreen“ in der Architekturtheorie.
Bau-, Planungs- und Kritikkultur in Wien: Im Frühjahr 2014 veröffentlichte die Stadt Wien „Baukulturelle Leitsätze“, vom 18. September bis zum 19. Dezember werden diese in der Wiener Planungswerkstatt von einem Team aus Architekten, Kuratoren und Vermittler in einer Ausstellung präsentiert, begleitet von einem dichten Programm. Neben den die Bevölkerung ansprechenden Maßnahmen entstand für die Fachwelt ein neuer Flächenwidmungsplan, neue Hochhausleitlinien und eine neue Bauordnung mit neuem Fachbeirat. Die Plattform Baukultur präsentiert im Oktober einen Film über Zersiedelung. Folgen wird das neue Ziviltechnikerkammergesetz und nebenbei – nicht neu – die stete Diskussion über Architekturvermittlung und deren Präsenz in den Medien. Das alles ist Baukultur – und vielleicht ein bisschen mehr.
Denk Deine Stadt anders: Die Ausstellung richtet sich an alle StadtbewohnerInnen. Sie soll dazu anregen, Fragestellungen zu den Grundprinzipien der Baukultur – bezogen auf Wien – zu diskutieren und Baukultur als Grundlage unserer Lebensqualität wahrzunehmen. www.buildingblogs.at/baukultur
Isay Weinfeld won the competition on the areal
Hotel Intercont in Vienna. In the conversation with Manuela Hötzl he
explains why he took part and what he could add to the place.
Produktion und Interview: Manuela Hötzl Kamera und Schnitt: Binsar
Von der Mustersiedlung zum Musterbeispiel Sanierung der Werbundsiedlung Wien von P.GOOD Architekten
Am 4. Juni 1932 eröffnete der Wiener Werkbund seine Mustersiedlung. Die Ausstellung zeigte siebzig vollständig möblierte Häuser, die acht Wochen der Öffentlichkeit zugänglich waren. An die hunderttausend Besucher nahmen damals die Gelegenheit zur Besichtigung wahr. Fast achtzig Jahre später bietet sich ein anderes Bild. In den späten Siebzigerjahren unter Denkmalschutz gestellt, bedürfen die 64 verbliebenen – und bewohnten – Häuser der Siedlung einer Sanierung und Moderniesierung. P.Good Architekten, bereits 2011 mit der Mustersanierung von vier Häusern beauftragt, beweisen, dass die Aufgabe nur mit Liebe zum Detail und im Verständnis der Bedeutung des gesamten Ensembles gesehen werden kann.
Methoden der Verwirrung Manuela Hötzl im Gespräch mit Hermann Czech
Hermann Czech ist ein schreibender Architekt. Per definitionem: Seine Architekturproduktion ist ein ständiges Nachdenken über Bedeutungen und Selbstverständlichkeiten – ob räumlich oder textlich. Für Czech wird Funktion erst im Entwurf vermittelt und die gute Form als verdächtig abgetan. 1995 fungierte er als Herausgeber und Übersetzer des Klassikers A Pattern Language des Architekten und Systemtheoretikers Christopher Alexander. Aber muss der Wunsch Alexanders von »schöner Architektur« nicht hinterfragt werden? Was passiert in einem Entwurfsprozess und wie erreicht man zeitloses Design? Ist Architektur überhaupt methodisch planbar?
Online seit 27. Februar 2014 BuildingBlogs - Individualisierung der Baukultur
Architektur ist nicht nur ein Gebäude, Architektur ist ein Prozess. BuildingBlogs bietet die Plattform für die Vielfalt und Komplexität von Architektur. Projektentwicklung, Produktionsmechanismen oder politische Entscheidungen werden transparent, und die Tätigkeit einer Berufsgruppe wird neu und umfassend dargestellt. www.buildingblogs.at
Ausstellung im O&O DEPOT, Berlin 27. September - 14. November 2013 Kuratorin: Manuela Hötzl
Das O&O Depot zeigt Objekte und Zeichnungen des österreichischen Künstlers Werner Feiersinger. Seine Werke und Skulpturen entstehen in einem starken Kontext zur Architektur, oft bezieht er sich auch auf konkrete Gebäude der Moderne.
„Wenn man Architektur macht, muss man Menschen lieben“ – die Architekten Anna Popelka und Georg Poduschka, kurz PPAG, bauen für die Bewohner ihrer Wohnbauten, provozieren deren Eigenverantwortlichkeit und setzen auf Identifikation. Jeder Bau ist ein Prototyp und ein räumliches Experiment. Auch der Wohnbau in Simmering basiert auf grundsätzlichen methodischen Überlegungen. Die Form des „Europan 6“- Projekts wurde aus Kriterien allgemeiner Qualitätssicherung generiert und damit erst zur Grundlage der Widmung dieses Bauvorhabens. Kein leichtes Unterfangen – oder schnelles Verfahren: Im Herbst 2013 werden die Wohnungen bezogen, fast zwölf Jahre und rund 25.000 Architektenarbeitsstunden später.
Der Berg kam zum Propheten Mit dem Anspruch, Wohnbau in Zusammenhang mit städtebaulichen
Überlegungen neu zu denken, hat sich PPAG im Europan 6 dem Standort
Fickeysstraße in Simmering genähert. Die Architekten gingen strukturell und methodisch an ihre selbst gestellte Aufgabe heran. Grundlage war die Infragestellung der üblichen Blockrandbebauung, die „den vielfältigen Qualitätsanforderungen an Immobilien nicht gerecht“ werden kann. Aber welche Alternativen bieten sich an und unter welchen Prämissen?
Der Schweizer Architekt Adrian Meyer gründete 1968 das durch unzählige Bauten und Publikationen bekannte Büro BURKARD MEYER. Ganz aktuell der Wettbewerbssieg für das neue Fussballstadium in Zürich am Areal Hardturm. Doch Adrian Meyer machte sich nicht nur als bauender, sondern auch als lehrender – und denkender – Architekt einen Namen. Von 1994 bis 2008 prägte er als Professor an der ETH Zürich das Architekturdepartment; mit einem hohem Vermittlungsanspruch und Authentizität. Nach über 2000 Studenten, des Unterrichtens nicht müde, holt ihn die TU-Wien dieses Jahr bereits zum dritten Mal als Gastprofessor. Aus diesem Anlass traf FORUM den leidenschaftlichen Lehrer und sprach mit ihm über Verantwortung, Radikalität, Louis Kahn und Bob Dylan.
Erschienen im Architektur&Bauforum, FORUM 5/2013, Portrait: Larry Williams
Sie haben erst unlängst an der TU Wien einen Vortrag mit dem Titel „Das eine im anderen?“ gehalten. Was darf man sich darunter vorstellen? Diesen Titel habe ich von Hugo Suter – einem wunderbaren Künstler und Freund – übernommen. Gemeint ist, dass jedes Projekt schon im nächsten angelegt ist. Und das nächste im übernächsten.
Ausstellung im O&O DEPOT, Berlin 29.November 2012 bis 15.Februar 2013 Kuratorin: Manuela Hötzl
Alexander Brodsky (geb. 1955 in Moskau) ist einer der
herausragendsten russischen Künstler und Architekten der Gegenwart.
Bereits in den 70ziger und 80ziger Jahren wurde er als Vertreter der
sowjetischen „Paper architects“ bekannt.
Das Gebiet des südlichen Weißrusslands gilt als die Wiege des slawischen Volkes – wenn man daraus jedoch auf eine Reichhaltigkeit an Tradition und Kultur schließen möchte, wird man leider enttäuscht: Weißrussland wurde wie kein anderes Land in der Region von der Geschichte gebeutelt, zerstört und – nicht zuletzt – sowjetisiert. Im Gegensatz zu seinen nördlichen baltischen Nachbarn, die ihre kulturelle Identität auch über die Sowjetzeit retten konnten, wurde Belarus schon sehr früh von Russland okkupiert und schließlich zu einem idealen sowjetischen Planungsfeld, dem das in jeder Hinsicht geschwächte Volk nichts entgegensetzen konnte. Auch der in Minsk geborene Architekt Dimitrij Zadorin täuscht keine Euphorie über die moderne Architektur seines Landes vor. FORUM traf Zadorin anlässlich des 19. Wiener Architektur Kongresses, der im Rahmen der Ausstellung „Sowjetmoderne 1955–1991. Unbekannte Geschichten“ im Architekturzentrum Wien stattfand, zu einem Gespräch über eine verlorene – oder nie gefundene – Kultur Weißrusslands und das schwere Erbe der UdSSR.
Ausstellungseröffnung »HRC, Blaue Scheibe . 1986« 28. März 2012 . 19.00, bis 7. Juni 2012
Ort: Galerie O&O Depot . Berlin
Das Projekt wurde 1986 im Auftrag von Werner Hofmann, damals Direktor
der Kunsthalle Hamburg, geplant. Drei große Kreidezeichnungen dazu
wurden im selben Jahr in der Villa Medici von Pratolino, bei Florenz,
anlässlich der Ausstellung ’Garden of Europe‘ gezeigt.
Die Ausstellung "Blaue Scheibe" in der Galerie O&O DEPOT zeigt erstmals
seit 1986 die drei großformatigen Wand-Bilder (von 2,20 bis 3,60 Meter),
Zeichnungen und das Originalmodell.
Vladimir Doray und Vincent Saulier hatten eine Vision von einem Architektenleben jenseits des Mainstreams und einer »anderen« Architektur. Gegen den Übervater Le Corbusier wollten sich die beiden mit ihrer Generation verbünden und gemeinsam zu einer neuen Architektursprache finden. Geblieben vom kollektiven Statement als Utopie und Spass ist der »Wild Club«.
Manuela Hötzl im Gespräch mit Heide Schicht und Astghik Der Sakarian
Mit einem leichten Knacken auf den Geschmacksknospen zergeht der
Fischrogen, langsam, salzig und aromatisch, auf der Zunge. So würzig
wie ein Biss in den Kaviar ist auch ein Besuch bei den Architektinnen
Heide Schicht und Astghik Der Sakarian – den Beluga-Töchtern.
Temperamentvoll, lebenslustig, stilsicher – mit einer Spur Exotik – sind
die beiden Frauen seit 2007 dabei, sich in der jungen Architektenszene
Wiens und darüber hinaus zu positionieren. Lokalaugenschein im fünften
Wiener Gemeindebezirk.
Erschienen im Architektur&Bauforum, FORUM
Portrait: Larry R. Williams
Ihr scheut euch nicht, den Begriff „Luxus“ als Spezifikation in eurem Geschäftsfeld zu verwenden. Ist das in Zeiten der Krise noch adäquat? Wir definieren Luxus sicher nicht über die Höhe des Budgets. Luxus ist etwas sehr Individuelles – im Gespräch mit den Bauherren sind wir ständig auf der Suche nach diesem persönlichen Statement, das den Luxus im Alltag ausmacht – und eben nicht mit Reichtum oder Opulenz zusammenhängt. Dabei geht es eher um ein Lebensmotto, oder besser: um ein Lebensgefühl, das wir mit der Konzeption des Wohnhauses den Bauherren mitliefern wollen.
Beitrag: 24:05:00, 001 // MATTER OF MATERIALITY ARCHITECTURE BY OBJECTIVES 30. September bis 6. Oktober 2011 Ort: Centre for Research Architecture, Goldsmiths University of London
24:05:00 // FIVE MINUTES PAST MIDNIGHT MA RESEARCH ARCHITECTURE 2011 Eröffnung: 29. September 2011 Ort: Centre for Research Architecture, Goldsmiths University of London
Manuela Hötzl im Gespräch mit dem Ökonomen, Polit-Berater und Europa-Fan Jeremy Rifkin
Jeremy Rifkin, der US-amerikanische Ökonom, Politiker-Berater und Autor des Buches "Der europäische Traum. Die Vision einer leisen Supermacht" über die Schwierigkeit, die Hoffnung und die Chance, Europa zu einem politischen Zukunftsmodell zu führen.
Die USA sind nicht das, was sie einmal waren. Darüber herrscht in Europa - und mittlerweile auch im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" Einheit. Aber wie steht es um Europa? Mitten in die Krise kommt Jeremy Rifkin mit einem euphorischen Plädoyer für unseren Kontinent - und ganz nebenbei: mit einer Abrechnung mit den USA. Sieht Rifkin über die Krise hinaus oder darüber hinweg? Immerhin: Ganz ohne Skepsis ist auch er nicht. Ohne die jüngeren Generationen und eine starke Zivilgesellschaft könne, so Rifkin, der "europäische Traum" nie Wirklichkeit werden.
INSTITUT FÜR KUNST UND GESTALTUNG, TECHNISCHE UNIVERSITÄT WIEN mit GASTSTUDENTINNEN der AKADEMIE DER BILDENDEN KÜNSTE in Kooperation mit der UNIVERSITÄT FÜR ANGEWANDTE KUNST. 2005
Der Philosoph Boris Buden im Gespräch mit Manuela Hötzl über Europa als Übersetzungsgemeinschaft
Boris Buden, der Autor des im Herbst 2004 erschienenen Buches "Der Schacht von Babel - Ist Kultur übersetzbar?", erklärt, warum der Glaube an eine kulturelle Identität naiv ist und die Gesellschaft Politik nicht mit Kultur verwechseln sollte. Er spricht von Europa als einer Übersetzungsgemeinschaft. Manuela Hötzl im Interview mit dem Philosophen.
erschienen im Report 2005
Ihr Buch beschreibt im Zuge der Analyse eines Sprachbegriffs auch die momentane Befindlichkeit von Europa. Welche Fragen wirft das Sprachproblem in Europa für Sie auf? Die Hauptfrage in meinem Buch ist die nach der Zukunft Europas. Eine meiner Thesen: Es gibt weder eine europäische Sprache an sich, noch kann eine der europäischen Nationalsprachen diese Rolle übernehmen. Aber wie soll Europa, das sich vereinigen will, in Zukunft kommunizieren? Welche gemeinsame Sprache – die nötig wäre, wenn Europa wirklich demokratisch sein will – soll die europäische Öffentlichkeit sprechen?
INTERVIEW - Stille Überlegungen, die funktionieren müssen
Adolf Krischanitz ist sicher einer der vielseitigsten Architekten in Wien – und vielleicht deswegen so schwer greifbar. Als Professor an der TU-Berlin???, mit Büros in Wien, Zürich und Berlin oder früher als Vorstand der Secession und Mitglied der Gruppe „Missing Link“ bereitet er sich selbst ein Arbeitsfeld, dass von Ausstellungen bis zu städtebaulichen Studien reicht. In Wien realisiert er gerade eine Musterhaussiedlung, initiiert von dem Betonhersteller Lafarge – in Zürich baut er das ... Museum. Mit den Forum spricht er über städtebauliche Strategien und Wien als Stadt der punktuellen Ereignisse.
Städtebau ist unter den Wiener Architekten fast eine Marktnische. Sie haben sich seit jeher damit beschäftigt. Ist für Sie Städtebau ein Teil der Architektur oder Architektur ein Teil des Städtebaus? Der Städtebau ist eine Disziplin, die einerseits sehr viel mit Architektur
zu tun hat, andererseits sehr wohl ganzheitliche Aspekte produziert und
keinesfalls vom Einzelhaus ausgehen sollte. Es stellt sich die ewige
Streitfrage: Ist die Stadt eine Summe aller Häuser oder ist die Stadt
ein ganzheitlicher Organismus?
Der Italiener Stefano Boeri ist einer der einflussreichsten Architekten
seines Landes und global Player. Als Chefredakteur von Domus, freier
Autor für das Wirtschaftsmagazin „Il Sole 24 Ore“, Professor in Venedig,
eigenem Architekturbüro und dem als internationales Netzwerk
organisiertes Forschungslabor „Mulitplicity“ managet er einen der
größten „Thinktanks“ in Europa. Mit Forum sprach er über seine vielen
Rollen, die geringe Komplexität von Architektur und der utopischen
Dimension von Architektur.
Sie haben das Magazin „DOMUS“ seit ihrem Antritt als Chefredakteur radikal verändert und sind von einer Objektdarstellung abgewichen. Schon das erste Cover (Jänner 2004) verdeutlichte dies mit einem Foto des Triennale-Aufruhrs 1968, der zur Schließung bzw. Zerstörung der Ausstellung „Large Numbers“ geführt hat. Wollen sie mit der Wahl dieses Fotos wieder an die Tradition von Architektur in Verbindung mit Gesellschaft und Politik anknüpfen, die Teil dieser Thematik und letzten Endes auch Grund für die Aufregung war?
Jarbornegg & Palffy, bekannt durch ihre Projekte Generali Foundation, Museum am Judenplatz und Schöllerbank, sind der Marke „Denkmalpflege“ längst entkommen. Nachdem jüngst gescheitertem Vorhaben zur Umstruktierung Karlsplatz konnten sie gerade einen Wettbewerb in Kärnten gegen internationale Kollegen wie Future Systems oder David Chipperfield für sich entscheiden. Neben einem Museum in Newcastle sind derzeit noch zwei weitere kleinere Bauaufgaben in Realisierung – doch alles ausserhalb Wiens. Doch dort ist András Pálffy seit Herbst letzten Jahres als Professor am Institut für Gestaltungslehre und Entwurf an der TU-Wien.
erschienen in Architektur&Bauforum 03/Febr.04,S.04ff
Wie es aussieht, habt ihr in Wien nicht mehr viel zu tun, obwohl
gerade ihr euch immer mit dieser Stadt auseinandergesetzt habt. - J: Ohne dass man diesen Umstand prolongieren möchte, kommt man so dazu Wien von seiner besten Seite zu erleben, als Tourist.
Noch dieses Jahr startet die Ariane 5 Rakete mit einem ESA Satellit, um
sich auf eine 16 Monate dauernde Reise zum Mond zu machen. Eine
Mondbasis könnte als Ausgangspunkt für künftige Flüge zum Mars dienen.
Nur wenigen blieb der Blick auf die Erde bisher vorbehalten und doch hat
die Faszination der unendlichen Weiten eine ganze Generation
beeinflusst. Neben Forschung, Wissenschaft und Technik blieb auch die
Architektur von der Eroberung des Alls nicht unbeeinflusst. Barbara
Imhof hat als Weltraumarchitektin bei der NASA an dem
Marsmissionsprojekt „Bioplex“ mitgearbeitet. Mit FORUM sprach sie über
soziale, psychologische und formale Einflüsse von Architektur im Kosmos –
und deren „erdige“ Rückkoppelung.
Ist Architektur im Kosmos überhaupt ein Thema? Anfangs war die Raumfahrt von technologischen Bedingungen und deren Machbarkeiten geprägt. Die Landung auf dem Mond wurde als wissenschaftlicher Sieg gefeiert, der die Ausbildung der Ingenieure stark beeinflusst, aber auch blockiert hat, da diese sich immer weiter von der Realität des direkten Umfelds der Astronauten wegbewegt hat. Internationale Raumstationen sahen aus wie Maschinen, die deutlich machten, wie wenig Rücksicht auf den Menschen genommen wurde. Doch Architektur und Design spielen da eine Rolle, wo man vom reinen Campingtrip abkommt und längere, bemannte Missionen durchführt.
Die Zukunft im Rückspiegel (The future as a reflection) oder Utopie mit Ablaufdatum Ausstellung
„Latente Utopien“, Landesmuseum Joanneum, 24.10.2002 bis 02.03.2003, Steirischer Herbst 2002, Graz
Utopie hat immer etwas mit gesellschaftspolitischer Veränderung zu tun,
eine Art „wild dream“, der historisch nicht immer zu positiven
Ergebnissen führte. Architektur spielte dabei selten mehr als eine
repräsentative Rolle, zumindest im Moment der Realisierung. Ihr Abbild
ist der Ausdruck einer sozialen und symbolischen Form. Architektur kann
reagieren und nicht initiieren. Nie hat Architektur selbst eine Utopie
begründet. Sie steht immanent zwischen Politik und Kultur. Seit die
Architektur in den 60ziger Jahren in den Kunstbetrieb und mit den
Haus-Rucker-Co-Gruppe erstmals auf die documenta wechselte, hat sie
damit ein Identitätsproblem – und ihre Produzenten mit ihr. Sie springen
zwischen den Disziplinen hin und her – experimentieren und suchen nach
Wirklichkeiten.
Architektur entsteht nicht nur aus Wettbewerben. Auch, wie man weiß, sind Wettbewerbe, kein Garant für die Qualität der Projekte oder für die Architekten Garant einer Auftragserteilung. Wettbewerbsarbeit ist Akquisition mit vollem Risiko und „ohne Gewähr“ – und immer weniger eine Chance. Warum leisten sich Architekten, diese nach ökonomischen Kriterien höchst zweifelhaften Versuche, zu einem Auftrag zu kommen? Eine Suche nach Wirtschaftlichkeit in der Kreativ-Branche Architektur.
Manuela Hötzl
Gute Witze haben immer ihren wahren Kern. Über Architekten kursieren
wenige, der folgende ist aber bezeichnend für die Branche: Ein Arzt, ein
Rechtsanwalt und ein Architekt gewinnen eine Million Euro im Lotto.
Arzt und Rechtsanwalt machen sich selbstständig, gründen eine Firma und
Klinik, sorgen vor, vermehren ihren Gewinn und gehen wirtschaftlich gut
situiert in Pension. Sie haben das Geld im Sinne ihres Berufstandes gut
investiert. Der Architekt dagegen arbeitet so lange, bis das Geld weg
ist. Wie das geht, weiß jeder: mittels Wettbewerbe.
aus: Archilab, Katalog 2004 “The work of art is the expressional
or formative aspect of this intellectual, active experience of reality.” Theo van Doesburg
"Die schönste Erfahrung, die wir machen können, ist das Mysteriöse. Es ist das fundamentale Gefühl, das an der Wiege von wahrer Kunst und wahrer Wissenschaft steht. Wer auch immer das nicht weiß, kann sich nicht mehr wundern, kann nicht mehr staunen, ist so gut wie tot, und seine Augen sind getrübt.“ Albert Einstein
Ein Wunder ist ein Mysterium, ein Phänomen, das sich vordergründig dem Verstand und dem Verständnis der Realität entzieht. Es beinhaltet auch das Unsichtbare, das im Allgemeinen positiv besetzt ist. Vor einem Wunder verneigt sich der Mensch und bekennt seine Unkenntnis. Ein Wunder birgt auch die Überraschung in sich, hinter dem Wunder existiert „etwas“, das Erstaunen auslöst.(1) Ein Wunder ist nichts Visionäres, nichts Utopisches, ein Wunder ist Verwunderung über eine mögliche Realität, die außerhalb der momentanen Vorstellungskraft liegt. Diese Kraft kommt, interpretiert man Albert Einstein, aus einer Emotionalität und Phantasie, die Wissenschaft und Kunst gleichermaßen beeinflusst und vorantreibt. Erst wenn man bereit ist, sich zu „wundern“, kommt man zu Einsichten, die fern der erlernten Erfahrungsskala liegen und erst dann gilt das Motto der Ausstellung: „Was denkbar ist, ist machbar“.